Die Brennnessel

Die Brennnessel

Die Brennnessel

Brennnesseln gehören zu einer eigenen Pflanzengattung, den Brennnesselgewächsen (Urticaceae). Sie sind weltweit verbreitet, krautig, einjährig und erreichen Wuchshöhen zwischen zehn Zentimetern und drei Metern. Auf allen grünen Pflanzenteilen finden sich Brenn- sowie Borstenhaare, die der Nessel ihren Namen gegeben haben. Bei Berührung bilden sich schmerzhaft brennende und juckende Quaddeln auf der Haut, wenn das Härchen durch die Haut sticht und seine ameisensäurehaltige Brennflüssigkeit mit Druck injiziert.

Die Brennnessel ist eine sogenannte „Zeigerpflanze“, die bevorzugt auf stick- und nährstoffstoffreichen Böden mit genügend Feuchtigkeit wächst. Daher ist sie oft an Waldrändern oder Gewässern zu finden. Was viele nicht wissen: es gibt in Deutschland nicht „die“ Brennnessel, sondern vier verschiedene Arten: die Große Brennnessel (Urtica dioica), die Kleine Brennnessel (Urtica urens), die Röhricht-Brennnessel (Urtica kioviensis) und die Pillen-Brennnessel (Urtica pilulifera).

2.500 Arten

Doch die Brennnesselfamilie ist weitaus größer: die Urticaceae kommen in etwa 2.500 Arten vor, die in 56 Gattungen untergliedert werden. Arzneilich verwendet werden ausschließlich die Kleine und die Großen Brennnessel, oder einer Mischung der beiden Arten. Abgesehen von der unangenehmen Begegnung mit den Brennhaaren dieser Pflanze, ist sie ein wertvolles Heilkraut, das bevorzugt gegen Harn-, Nieren- Prostata- und Gelenkleiden eingesetzt wird. Auch bei Hauterkrankungen kann sie genutzt werden. Da sie überall zahlreich wächst, war sie bereits im Mittelalter ein günstiges und schnell zu beschaffendes Heilmittel. Die Brennnessel enthält Kieselsäure, Serotonin, Histamin, Carotinoide, Essigsäure, Ameisensäure, Kaffeoyläpfelsäure, ungesättigte Fettsäuren, Flavonoide, Mineralsalze, Polysaccharide, Phytosterine und Cumarine.

Genutzt werden sowohl die Brennesselblätter (Urticae folium) als auch die Wurzeln und das Rhizom (Urticae radix), die Früchte (Urticae fructus) und das ganze Kraut (Urticae herba). Während die Blätter und das Kraut vor allem zur Durchspülung der Blase bei der unkomplizierten Cystitis der Frau verwendet werden, ist die Wurzel und das Rhizom für die Männer besonders interessant. Ihre Zubereitungen werden vor allem für die Behandlung einer gutartigen Prostatavergrösserung, vor allem bei Beschwerden wie Schmerzen beim Wasserlassen oder vermehrtem Harndrang eingesetzt. Die enthaltenen Flavonoide wirken leicht diuretisch. Die Nieren und die ableitenden Harnwege werden so verstärkt durchspült und die Bakterien schneller aus dem Körper ausgeschieden. Diese Wirkung kann in Teemischungen durch die Beigabe von Saponinen oder speziellen ätherische-Öl-Pflanzen sogar noch verstärkt werden.

Alte und neue Rezepte

Auch bei Ödemen im Gewebe kann ein Tee aus Brennnesselblättern dabei helfen, das Wasser auszuscheiden. Auszüge aus flavonhaltigen Pflanzen haben eine gefäßabdichtende und – stärkende Wirkung. So ist ein Rezept aus alten Zeiten überliefert, in dem zerstoßene Brennnesselblätter mit Salz vermengt als Pflaster bei Hautverletzungen verwendet wurden. Auch gegen Beulen und Schwellungen wurde diese Mischung verwendet. In der Türkei gibt es ebenfalls eine traditionelle pflanzliche Zusammensetzung die Brennnesseln beinhaltet, die bei Verletzungen eingesetzt wurde. Hier werden Brennnesseln mit Weinblättern, Thymian, Galgant und Süßholzwurzeln gemischt. Diese Mischung wirkt auf das Endothel, die Blutzellen, Angiogenese, Zellproliferation, Gefäßdynamik und Zellmediatoren und ist soin der Lage, Blutungen zu stoppen.

Diese Pflanze allerdings nur auf ihre durchspülenden Eigenschaften zu reduzieren – worüber leider die meisten Berichte nicht herauskommen – hieße, diese Brennnessel zu unterschätzen. Studien zeigen eindeutig, dass sie zusätzlich aufgrund der Vielfalt der enthaltenen Wirk- und Phytostoffen eine spürbare Aktivität sowohl gegen grampositive als auch gegen gramnegative Bakterien hat. Diese Eigenschaften machen Brennnesseln zu einem idealen Kandidaten für das sogenannte „functional food“, für Nahrungsergänzungsmittel und pharmakologische Anwendungen.

Ein wässriger Extrakt aus Brennnesselblättern war laut einer türkischen Studie in der Lage folgende Bakterien merklich zu reduzieren:

Escherichia col, Proteus mirabilis, Citrobacter koseri, Staphylococcus aureus, Streptococcus pneumoniae, Enterobacter aerogenes, Micrococcus luteus, Staphylococcus epidermidis, Candida albicans

Bei einer Studie aus dem Irak zeigte der wässrige Extrakt eine Wirkung gegen:

Salmonella spp., Proteus spp., Bacillus subtilis, Staphylococcus aureus Pseudomonas aeruginosa, Escherichia coli

Standort

Gewisse Unterschiede bei der wirksamen Konzentration bei den Studienergebnissen sind dem Standort der Pflanzen und den klimatischen Bedingungen unter denen sie aufwuchs, sowie der Verwendung unterschiedlicher Extraktionstechniken und Bewertungsmethoden geschuldet. Dies muss in der Zukunft noch näher untersucht werden. Klar ist trotz allem, dass die Brennnesselpflanze eine antimikrobielle Aktivität gegen ein breites Spektrum von Mikrobenstämmen zeigt, die man häufig auf Lebensmitteln findet, die eine geringe mikrobiologischer Qualität aufweisen. Sie könnte also durchaus dabei helfen, Durchfallerkrankungen vorzubeugen.

Arthrose

Brennnesseln können außerdem nachweislich dabei helfen, die Symptome von Arthrose und Gelenkschmerzen zu lindern, die sich typischerweise bei Händen, Knien, Hüften und Wirbelsäule manifestiert. So können Schmerzpatienten die Einnahme nichtsteroider Antirheumatika begrenzen, und somit ihr Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall senken. Auch bei rheumatoider Arthritis wurden in Studien ähnliche Effekte beobachtet. Auch ihr Einsatz für Hautprobleme aller Art seit alters her ist nun in Studien untersucht und für richtigbefunden worden.

Dafür verantwortlich sind ihre antihistaminischen und entzündungshemmenden Eigenschaften, die sie als natürlichen Hilfe bei Ekzemen geradezu prädestinieren. Wässrige Auszüge der Pflanze können bei Nasen- und Menstruationsblutungen, Diabetes, Anämie, Asthma, Haarausfall und zur Förderung der Laktation eingesetzt werden.Grundsätzlich kann Brennnessel sowohl als Frischpflanze, als auch getrocknet oder gepulvert verzehrt oder als Tee getrunken werden.

Vorsicht

Doch ist der Konsum frischer Pflanzen mit Vorsicht zu genießen: auch wenn es selten vorkommt, es wurde bereits über allergische Reaktionen nach der Einnahme von rohen Brennnesselblättern in Form von Püree, Saft oder im Smoothie berichtet. Sie sollten daher besser getrocknet oder gepulvert verwendet werden. Diese Vorbehandlung deaktiviert die Ameisensäure und ermöglicht den sicheren Verzehr dieser wertvollen Pflanze.

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Photo: © Jörg Bahn