Echtes Süßholz (Glycyrrhiza glabra)
Glycyrrhiza gehört zur Unterfamilie der Schmetterlingsblütler (Faboideae) innerhalb der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae). Die bis zu 1,50 Metern hohe krautige Pflanze kommt in den Gegenden des Mittelmeeres, in Australien, Asien und auf dem amerikanischen Kontinent in über 20 Arten vor. Das Echte Süßholz liebt die Sonne, und ist sehr frostempfindlich. Sein lateinischer Name geht ursprünglich auf das griechische „glykys“ zurück, was „süß“ bedeutet. Auch der Name des Traubenzuckers „Glucose“ wurde vom gleichen Wortstamm abgeleitet wie das „Glycyrrhizin“, das der Süßholzwurzel den Geschmack verleiht. Es ist etwa 50- mal so süß wie die gleiche Menge an Rohrzucker.
Inhaltsstoffe
Neben dem Glycyrrhizin enthält die Wurzel des Echten Süßholzes noch zahlreiche Triterpensaponine,weitere Glykoside und mehr als 40 Flavonoide und Isoflavone, Sterin, höhere Alkohole, Cumarine, flüchtige Aromastoffe und Polysaccharide.
Als Geschmacksgeber
Als Genussmittel ist das Süßholz am bekanntesten als der Geschmacksgeber der Lakritze. Hierfür nutzt man einen Wurzelextrakt, oder einen eingedickten Wurzelsaft. Zur Zahnpflege werden getrocknete Süßholzwurzelstangen gekaut, die dann ausfasern und wie eine Zahnbürste genutzt werden können. Als Zuckeraustauschstoff in Lollipops zeigte Süßholzwurzelextrakt sogar antimikrobielle Effekte. In einer Studie wurde nachgewiesen, dass ihr Lutschen die Anzahl des Karies-Erregers Streptococcus mutans verringerte.
Als Pastillen
Eine Zwischenform zwischen Arznei- und Genussmittel bilden die Salmiakpastillen. Hier wird der Wurzelextrakt mit Anisöl und Ammoniumchlorid versetzt und zu Pastillen verarbeitet. Sie werden sowohl wegen ihres Geschmacks gelutscht, sind aber auch traditionell angewendete Arzneimittel zur Schleimlösung im Bereich der Atemwege.
Beschreibung
So kommen wir zur arzneilichen Nutzung des Echten Süßholzes: Arzneilich wirksam ist die nur die Süßholzwurzel. Alle Erkrankungen der oberen Atemwege können von ihrer Gabe profitieren. Die Saponine der Glycyrrhizinsäure wirken auswurffördernd, schleimlösend und – verflüssigend, da sie die Bronchialschleimhaut dazu anregt, mehr dünnflüssiges Sekret zu bilden. So lässt sich zäher Schleim leichter abhusten.
Wirkungsweisen
Außerdem ist sowohl eine antimykotische, und antibakterielle Wirkung nachgewiesen, wie auch seine entzündungshemmende und krampflösende Wirkung. Ihre Gabe vermindert die Magensäurebildung. Daher verwendet man die Süßholzwurzel auch bei Gastritis und anderen Magenbeschwerden. Hier wirkt das Aglykon des Glycyrrhizins, die Glycyrrhetinsäure, antiphlogistisch,was den Einsatz der Süßholzwurzel zur unterstützenden Therapie bei Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren möglich macht. Diesen Hauptmetaboliten erwähnen viele Studien zu den antiviralen Effekten der Süßholzwurzel gegen Respiratorische Synzytial-Viren. Diese befallen den Respirationstrakt, und dort vor allem die Schleimhäute der oberen Atemwege, die Bronchien und das Flimmerepithel der Luftröhre.
Einsatzgebiete
Die Süßholzwurzel ist schon seit der Antike durch den Menschen im Einsatz. Die Ägypter und die Griechen kannten damals bereits seine Heilwirkung und nutzten sie bei Erkrankungen der oberen Atemwege. Die römischen Soldaten hatten Lakritzen genauso im Marschgepäck, wie die französischen Soldaten im ersten Weltkrieg. Hierzulande ist Lakritze dagegen erst seit dem Mittelalter bekannt. Das chinesische Arzneibuch „Shennong Bencaojing“ beschreibt die Süßholzwurzel („gancao“) allgemein als tonisierend und lebensverlängernd. Daher wird sie in Asien bei gesundheitlichen Beschwerden die mit dem Alterungsprozess einhergehen breit genutzt. Einige Studien deuten darauf hin, dass dieser traditionelle Einsatz auch seine Berechtigung hat. So wurde beispielsweise der Knochenabbau wurde unter der Einnahme eines Süßholzwurzelextraktes gehemmt, der Knochenaufbau unterstützt. Positive Rückmeldungen kommen auch aus der Alzheimerforschung zur neuroprotektiven Wirkung der Süßholzwurzel.
Eine der weniger bekannten Einsatzgebiete für Extrakte aus der Süßholzwurzel ist die Hautpflege. Dernatürliche Inhaltsstoff Licochalcone A wird aus ihren Wurzeln gewonnen. Er hat antioxidative Eigenschaften, die die die Haut vor freien Radikalen schützt. Diese werden beispielsweise durch UV-Strahlung gebildet. Die antiirritativen Eigenschaften von Licochalcone A beruhigen gereizte Haut und mildern Rötungen sichtbar ab.
Arzneipflanzedes Jahres 2012
Aufgrund all dieser heilenden Eigenschaften wurde die Süßholzpflanze im Jahr 2012 zur Arzneipflanzedes Jahres gewählt.
Zur Beachtung
Wird die Süßholzwurzel zu lange oder zu hoch dosiert so kann sich das auf die körpereigenen Hormone Kortisol und Aldosteron auswirken. Dadurch kann sich sowohl der Blutdruckerhöhen, als auch der Blutzuckerspiegel ungünstig beeinflusst werden. Wer also entsprechende Vorerkrankungen wie einen erhöhten Blutdruck, Diabetes oder auch Nierenprobleme hat, der sollte Süßholzwurzelextrakte nur in kleinen Dosen anwenden. Außerdem sollte bedacht werden, dass die Inhaltsstoffe der Süßholzwurzel die Wirkungen bestimmter Medikamente (beispielsweise Kortisonpräparate und Herzmittel) negativ beeinflussen können.
Süßholzwurzel, geschnitten
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Photo: © Jörg Bahn