Bitterstoffe und Bitterstoffpflanzen – warum wir sie brauchen
Der gelbe Enzian

Bitterstoffe und Bitterstoffpflanzen – warum wir sie brauchen

Warum sind manche Pflanzen bitter ?

Pflanzen bilden herbe Stoffe

Von Natur aus tragen viele Pflanzen Bitterstoffe in sich. Besonders hohe Anteile haben beispielsweise Artischocke, Baldrian, Beifuß, Enzian, Engelwurz, Hopfen, Isländisches Moos, Ingwer, Löwenzahn, Schafgarbe, Tausendgüldenkraut, Wegwarte und Wermutkraut. Bitterstoffe dienen den Pflanzen vor allem als Schutz gegen Fraßfeinde, die den Geschmack als unangenehm empfinden. Viele ungenießbare Pflanzen sind ebenfalls bitter, daher soll der Geschmack von übermäßigem Verzehr schützen. Und genau das ist auch der Grund, warum der Mensch die meisten Bitterstoffe aus den Kulturpflanzen herausgezüchtet hat, obwohl ihnen eigentlich eine sehr wichtige Aufgabe zukommt.

Warum wir Bitterstoffe brauchen

Magensaft und Speichel werden vermehrt gebildet, sobald die Bitterstoffe auf die Rezeptoren der Geschmacksknospen treffen. Damit beginnt ihre unterstützende Wirkung auf die Verdauungsorgane also bereits auf der Zunge. Auch die Galle wird angeregt, genau wie auch der Magen, die Bauchspeicheldrüse, die Leber und der Darm. Hier findet sich auch die einzige Gegenanzeige für die Verwendung von Bitterstoffen: bei Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwüren sowie bei Gallensteinen sollten sie nicht gezielt eingesetzt werden.

Ob bei Hippokrates, Hildegard von Bingen oder auch in der Traditionellen Chinesischen Medizin – seit Jahrtausenden ist die wohltuende Wirkung der Bitterstoffe bekannt. Daher ist es eigentlich nicht verwunderlich, dass über 30 Prozent aller pflanzlichen Heilmittel auf ihnen basiert.

Sie gleichen sich dabei übrigens nicht in ihrer chemischen Zusammensetzung, denn sie finden sich sowohl bei den Glycosiden (große Gruppe sekundärer Pflanzenstoffe – viele Wirk- und Giftstoffe sind Glycoside), den Isoprenoiden (organische lipophile Verbindungen) und den Alkaloiden (stickstoffhaltige Endprodukte des pflanzlichen Stoffwechsels). In der Pflanzenheilkunde werden all diese Gruppen zu den sogenannten „Amara“ gezählt.

Auch Tiere nutzen die Kraft der Bitterstoffe.

Dabei ist es nicht nur der Mensch, der sich die Wirkung der Bitterpflanzen auf den Verdauungstrakt zu Nutzen macht. Die Schafgarbe – ein bitteres Kraut, das auf den Weiden häufig verschmäht wird, wird von den Schafen immer dann gefressen, wenn sie Anzeichen von Übelkeit haben. Auch Schimpansen greifen gezielt zu bitteren Pflanzen, wenn sie an Malaria erkranken. Hier helfen ihnen das Mahagoni-Gewächs Trichiliar rubescens (das ähnlich wie das Malariamittel Chloroquin wirkt) undder Mjonso-Baum (Vernonia amygdalina), der Steroidglykoside mit antibakteriellen und antiparasitischen Eigenschaften enthält.

Wirken alle Bitterstoffe gleich?

So verschieden wie die chemische Zusammensetzung der Wirkstoffe ist, die den bitteren Geschmack hervorbringen, so unterschiedlich kann auch ihre Wirkung über den Effekt auf den Magen-Darmtrakt hinaus sein. Zusätzlich wirkt beispielsweise das Cynarin (Bitterstoff der Artischocke) noch cholesterinsenkend, indem es die Freisetzung des Cholesterins aus der Nahrung durch die Hemmung des Fettabbaus herabsetzt.

Der Bitterstoff des Löwenzahns, das Taraxacin, wirkt dagegen harntreibend und stärkt das Bindegewebe. Der Ingwer wird dagegen mit seiner Verbindung aus Scharfstoffen und Bitterstoffen neben dem Einsatz gegen Übelkeit und Beschwerden des Verdauungsapparates auch noch zur Stärkung des Kreislaufs und zur Behandlung von Rheuma, Muskelschmerzen oder Erkältungen genutzt.

Das zeigt, dass die Bitterstoffe zu Unrecht aus unserer Küche und damit auch unserem Alltag verschwunden sind. Wir sollten sie uns wieder häufiger in Erinnerung rufen – unserer Gesundheit zuliebe

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